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Autorenbildmareike

Gibt es da noch mehr?

Mal über den Tellerrand rausschauen, das erfordert Kreativität, aber auch mal Mut.


Vor vielen Jahren habe ich eine Geschichte gehört, die mich tief beindruckt hat. Inzwischen ist sie mir auf verschiedenen Arten immer wieder leicht abgewandelt über den Weg gelaufen und ich mag sie immer noch. Daher möchte ich sie hier mir dir teilen.





Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.


“Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt? Ich glaube daran…” sagt der eine Zwilling.


„Nein, das ist alles Blödsinn. Das hier ist alles, was es gibt. Hier ist es schön dunkel und warm, und wir brauchen uns lediglich an die Nabelschnur zu halten, die uns ernährt. Ein Leben nach der Geburt … wie soll sowas denn aussehen?“


„So genau weiß ich das auch nicht. Aber es muss doch mehr als diese Dunkelheit hier geben. Im Leben nach der Geburt ist es sicher viel heller. Und vielleicht können wir frei herum laufen. Und mit dem Mund essen?“


“Du spinnst ja. Mit dem Mund essen… wofür soll das gut sein, wir haben doch die Nabenschnur. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.”


“Doch, es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.”


“So ein Blödsinn! Es gibt kein Leben nach der Geburt. Schließlich ist noch nie einer zurückgekommen von ‘nach der Geburt’.”


“Das stimmt, keiner weiß sicher, wie das Leben nach der Geburt aussieht. Aber es gibt es trotzdem. Ich glaube, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen.”


“Unsere Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?”


“Ich habe sie auch noch nicht gesehen. Aber es gibt sie. Sie ist hier, überall um uns herum. Und manchmal, wenn wir ganz still sind, kann ich sie singen hören. Und ich kann spüren, wie sie unsere Welt streichelt….”

(Text inspiriert von Henri J. M. Nouwen, Maurice Lamm, Y. M. Tuckachinsky u.a.)


Die Geschichte spiegelt natürlich auf uralte Frage an, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Ich lese aber noch mehr in der Geschichte.


Mir gefällt ganz grundsätzlich die Idee offen zu sein für alles, was auf den ersten Blick nicht in unsere aktuelle Wahrnehmung oder Vorstellung reinpasst.

Könnte mein Leben auch völlig anders aussehen?

Gibt es funktionierende Ansätze neben der Schulmedizin?

Ist Sterbehilfe ethisch für mich ok oder geht das gar nicht?

Ist Untreue ein absoluter Trennungsgrund oder ist Monogamie vielleicht gar nicht mein Ding?

War in meiner Kindheit wirklich alles ok, oder anders rum - war wirklich alles schlecht?


Bei manchen Themen fällt mir das sehr leicht, bei anderen finde ich problemlos 100 Argumente, die (vor allem mir selbst) beweisen, dass es genau so ist, wie es nun mal ist. Was ich merke ist, dass ich im Lauf des Lebens "weicher" geworden bin. Offener für neue und vor allem andere Sichtweisen als meine. Und damit auch weicher in der Beurteilung anderer, aber auch mir selbst gegenüber. Immer, wenn ich im Leben offen war für eine andere Sichtweise, hat mich das weitergebracht. Meine Welt wurde bunter, interessanter und oft auch ein Stück leichter.


So gesehen ist das „über den Tellerrand raus schauen“ inzwischen geradezu ein Hobby von mir.

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