Ganz oft ist das nämlich die FALSCHE FRAGE…
Sehr häufig kommen Klienten ins Coaching und stecken in einem Richtig-oder-Falsch-Konflikt. Entweder, weil sie eine Entscheidung treffen müssen und nicht wissen, was richtig oder falsch ist. Oder, weil sie in einer Situation stecken oder gesteckt haben, von der sie selbst sagen „Ich weiß, dass das falsch war, aber…“ oder „Mein Kopf sagt, dass das richtig wäre, aber…“.
Ich ermutige sie dann, mal einen anderen Blick auf die Situation zu werfen. Was wäre, wenn wir „falsch“ und „richtig“ ersetzen durch „passend“ und „nicht passend“?
Die Etiketten „falsch“ und „richtig“ enthalten eine knallharte Bewertung. „Falsch“ und „richtig“ ist wie „schwarz“ und „weiß“. Diese Bewertung ist sehr oft von außen beeinflusst. Von unserer Kultur, von der Meinung der anderen und ganz stark von unserer Erziehung. Von klein auf haben unsere Bezugspersonen uns gesagt, was „falsch“ und was „richtig“ ist. Und das war auch gut so, als Kinder haben wir diese Orientierung gebraucht.
Als Erwachsene dürfen wir – wenn wir es möchten – die Bewertung „falsch“ oder „richtig“ ersetzen durch „passend“ oder nicht „passend“. Aber was ist der Unterschied?
Mit den Bezeichnungen „passend“ und „nicht passend“ bist du weniger im außen, sondern mehr bei dir selbst. Da steckt dein Bauchgefühl, deine Intuition und deine Emotionen drin. Und das sind ganz wertvolle Wegweiser.
Die Bezeichnungen „passend“ und „nicht passend“ sind viel weicher und lassen mehr Faktoren in die Entscheidung einfließen. Faktoren wie Persönlichkeit, Lebensumstände, Lebensphasen. Zwischen „passend“ und „nicht passend“ liegen ganz viele Bunt-Schattierungen (ja, das Leben darf bunt sein, es müssen keine Grau-Schattierungen sein ;->).
So mag es für Nadine nicht passen, neben den Kindern Vollzeit zu arbeiten. Für Andrea passt es aber durchaus.
Vielleicht ist der Posten als Abteilungsleiter der richtige nächste Schritt für Jans Karriere. Vielleicht ist es aber nicht passend für ihn, weil er zuhause eine kleine Tochter hat, die er dann noch weniger sehen würde.
Oder Clara, für die es in den 20ern gepasst hat einen Mann nach dem anderen zu daten und sich auch öfter mal einen OneNightStand zu gönnen. Und jetzt, Mitte 30, fühlt es sich einfach nicht mehr passend an.
Natürlich möchte ich die Worte „falsch“ und „richtig“ nicht aus unserem Sprachgebrauch streichen. Ich lade dich nur dazu ein, einen kleinen gedanklichen Umweg zu gehen, was sich denn passend anfühlt oder eben nicht.
Wenn du den für dich passenden Weg gehst, in der für dich passenden Geschwindigkeit und mit den für dich passenden Umwegen und Zwischenstationen, wird dabei nämlich sehr viel „Richtiges“ rauskommen.
Und wenn du dann noch zulassen kannst, das Verhalten anderer Menschen etwas seltener mit „richtig“ oder „falsch“ zu bewerten sondern innerlich zu formulieren „Für mich wäre das nicht passend, aber es mag ja für diesen Menschen passend sein“ nimmt das auch ganz schön viel Anspannung aus dem System.
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